Hermann
Böke
geboren 1948
BUCHOBJEKTE
PAINTINGS
Beschäftigung mit dem Medium "Buchobjekt" seit ca. 10
Jahren.
Spezielle Buchobjektausstellungen seit 1993
Durchstöbert
man Bökes Bücherwelt, wird man buchstäblich an Stéphan
Mallarmés Ausspruch erinnert: "alles auf der Welt existiert,
um im Buch 2U münden."
Der Künstler scheint dies wörtlich zu nehmen: er verwertet
alles, was sich in einem Atelier anfindet - von der Tuschezeichnung,
Ölgemälde oder Graphiken über Papierschnipsel, Jute-
und Leinwandresten bis zu Farbpigmenten- und verkrustungen, die er in
Klarsichtfolien aufbewahrt. Es sind vielfach sogenannte Atelierabfälle,
die zu spontanen, rauschhaften Collagen zusammengefügt sind und
so das Spektrum des künstlerischen Schaffens in jedem der einmaligen,
unverwechselbaren Exemplare zeigen.
Es scheint als würde die explosive Kreativität Bökes
zwischen zwei Buchdeckel gebündelt und in eine relative Ordnung
gebracht werden. Neben vorgefertigten Büchern, die die Ausnahme
im Werk von Böke darstellen, wie Kalendarien, die er Seite für
Seite fast schon in einer seriellen Weise bestückt, stehen die
selbsthergestellten Bände.
Zeichnungen, die in ähnlichen Werkphasen entstanden sind, werden
gefalzt und eine Hälfte des Bildes mit einer anderen zu einem neuen
Gesamtbild zusammengefügt. Dabei entstehen zum Erstaunen des Betrachters
Äußerungen, die ohne späteren Eingriff des Malers aus
einem GuB artikuliert zu sein scheinen. Seien es nun eruptive, pastose
Farbspuren und filigrane Liniengeflechte in all-over-strukture, die
der surrealen 'ecriture automatique' verpflichtet sind oder expressiv-
figürliche Gestaltungen, in der die menschliche Figur zu beweglich-biegsamer
Strichrnännchenartistik reduziert wird.
Ist eine gewisse gestaltende Harmonie bzw. Ausgewogenheit der beiden
Buchseiten aus der Sicht des Künstlers noch nicht erreicht, besitzt
er keine Hemmungen die intuitiv gestaltete, unwiederbringliche Artikulation
zu verändern.
aus: Christiane Braun, Kunsthistorikerin,
Rede Ausstellungseröffnung
September 1996 in Delmenhorst
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